In der Skyline von Paguera sticht ganz oben auf dem Bergkamm ein Turm hervor, der Torre de Cap Andritxol. Einst Verteidigungs- und Bewachungswerk gegen feindliche Schiffe, heute ein beliebtes Ziel für Wanderungen. Auch ich habe mich dieses Jahr auf den Weg gemacht und möchte dir in diesem Artikel einen Überblick geben, ob sich dieser Wanderausflug lohnt, wie du a besten hinkommst, welche Fotopunkte du dabei zu sehen bekommst und was es noch über die Tour zu sagen gibt.
Wandern bei der Hitze?
Normalerweise liege ich am Playa La Romana in Paguera und blicke dabei genau in Richtung Cala Fornells, das hervorstechende Coronado Thalasso & Spa Hotel und die Landzunge Cap Andritxol, welche die natürliche Grenze zu Camp de Mar bildet. Schon Jahre fiel mir an der Spitze ein Turm auf und ich fand heraus, dass es sich um den Torre de Cap Andritxol handelt. Eigentlich habe ich dem zunächst wenig Beachtung geschenkt, lag ich doch immer bei angenehmen Sommertemperaturen auf meiner Strandliege. Doch dann dachte ich mir, wie wohl der Ausblick von dort oben über Paguera sein würde und wollte unbedingt dort hinauf. Gesagt, getan, und zwar bei 41 Grad, doch der Reihe nach.
Von Paguera oder Camp de Mar?
Ich kam von einem Ausflug im Tramuntana Gebirge zurück und fuhr über Port Andratx nicht auf die Autobahn, sondern die Straße über Camp de Mar. Die Abendsonne lag tief und ich beschloss noch ein wenig die Hügel hinaufzufahren und sowohl die Aussicht als auch teure Immobilien aus der Nähe zu erkunden. Mein Weg führte mich über die Cami Salinar hoch in die Carrer Prunera, wo ich das Wanderschild zum Torre de Cap Andritxol entdeckte. 20 Minuten sollte es nur dauern. Da dachte ich mir, das ist doch einen Versuch wert.
An einem der nächsten Tage fuhr ich wieder zu diesem Punkt auf der Karte und begann von dort den Aufstieg. Es ist die kürzeste Möglichkeit und die nächstgelegenste Zufahrt mit einem Auto.
Möchtest du etwas länger unterwegs sein, dann kannst du den Aufstieg auch von Paguera aus machen, und zwar über Cala Fornells, die Carrer de Cala Fornells hoch bis zum Waldparkplatz und dann den Wanderweg, der eigentlich zum Calo Monjo führt entlang. Ein Schild führt dich an der richtigen Stelle anstatt zum Calo Monjo zum Torre hoch.
Der Aufstieg
Aus dem Auto ausgestiegen, ging ich ein paar Treppen hoch durch eine geöffnete Türe und im schattigen Wald unter Pinienbäumen hoch. Begleitet vom Geräusch der dutzenden Zikaden war das zunächst noch nicht schwer, doch der Schutz der Bäume sollte schnell aufhören und ehe ich mich versah, stieg ich über Stock und Stein in der prallen Sonne bei 41 Grad (zeigte das Auto an) hinauf.
Das Gestein ist stark zerklüftet, rasiermesserscharf und brennheiß von der Sonne. Die Hitze drückt und die Luft steht gefühlt still. Die Trinkwasserflasche ist mein Retter in der Not, jedoch bald aufgebraucht.
Die Aussichtspunkte
Zwar wollte ich den Aufstieg eher wegen dem Blick nach Paguera wagen, aber von hier oben gesehen, realisierte ich erst die Tiefenwirkung und das Camp de Mar deutlich näher als Paguera ist, gefühlt etwa drei Mal so nah.
Auf dem Weg zum Torre gibt es nämlich immer wieder kleine Wege, die zur Klippe vorführen und einen atemberaubenden Blick nach Camp de Mar bieten. Um 15 Uhr stand die Sonne genau so, dass der Blick in beide Richtungen perfekt war, doch Bilder sprechen mehr als Worte.
Angekommen am Torre de Cap Andritxol
Nun war es so weit und der Torre de Cap Andritxol in Sichtweite. Davor befindet sich ein Nebengebäude, bei dem ich die Unterkunft der ehemaligen Wach-Organe vermute. Etwas dahinter liegt der Turm selbst.
Doch warum gibt es diesen Turm? Neben diesem gibt es im Tramuntana Gebirge und auch auf der Insel Sa Dragonera viele solcher Türme. Sie entstanden im 16. Jahrhundert zur Verteidigung gegen Angriffe vom Wasser.
Der Torre de Cap Andritxol wurde 1580 bis 1582 mit einem Kalkstein-Mauerwerk erbaut und Anfang der 2000er Jahre restauriert. Er ist etwa 8 m hoch, knapp 7,5 m dick unter steht mittlerweile unter Denkmalschutz.
Einmal drum herum und wo ist der Eingang? Gibt es nicht. Nur eine kleine, versperrte Luke etwas weiter oben ermöglichte (einst) den Einstieg. Ein Scherz dachte ich, wollte ich doch vom Turm herunterschauen und den 360 Grad Ausblick genießen, doch das sollte mir nicht vergönnt sein. Naja egal, der beste Blick kam noch.
Lohnt es sich nach dem Torre de Cap Andritxol weiterzugehen?
Auf jeden Fall. Einige Bäume versperren die Sicht und so führte mein Weg noch weiter am Cap Andritxol entlang. Eigentlich nur wahrscheinlich 50 m weiter bot sich dann der beste Blick, den ich je gesehen habe.
Eine Rundumsicht über den Calo Monjo, Cala Fornells, Paguera, Santa Ponsa, die Malgrats Inseln, El Toro und wenn man ganz genau hinschaut im Hintergrund die Bucht von Palma. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich wusste nicht, dass man über die ganze Landzunge von Santa Ponsa hinüberschauen und sogar Palma sehen konnte. Mehrfach versuchte ich das einzufangen, aber die Handykamera lässt nicht mehr zu. Nur ein leichter blauer Schleier, der die Bucht von Palma ist.
Tja und dann? Dann ging es weiter, vor bis zum Mirador de Cap Andritxol, oder besser gesagt bis dorthin, wo es zu steil wurde.
Von hier bietet sich ebenfalls ein traumhaft spektakulärer Ausblick über das Meer. Um diese Uhrzeit schimmerte das Meer hell in der Nachmittagssonne schimmerte.
Abstecher zum Calo Monjo?
Und jetzt? Trinkfalsche leer und zurück zum Auto oder doch einmal rechts abbiegen und zum Calo Monjo ins Meer hüpfen? Zwar entschied ich mich an diesem Tag für das Auto und ein Eis. Ich empfehle aber den Abstecher zum Calo Monjo, den ich an einem anderen Tag gemacht habe. Die Bucht ist traumhaft schön und auch hier gibt es versteckte Aussichtspunkte, die sich lohnen. Auch mit dem Fahrrad kannst du hier sehr gut herfahren und dir so das Parkplatz-Chaos sparen.
Fazit zum Torre de Cap Andritxol
Zwar glaube ich, dass ich in meinem Leben noch nie so geschwitzt habe, wie an diesem Tag und ich glaube auch, dass meine Haut deutlich brauner geworden ist als vorher, doch das war es absolut wert. Die Fotos sprechen meiner Meinung nach für sich. Zudem ist das alles auch noch kostenlos und es gibt keinen Eintritt. Wer also mal auf die Strandliege verzichten möchte, wagt den Aufstieg und betrachtet Paguera und Camp de Mar aus einem Blickwinkel, den nur wenige kennen. Mit Sicherheit einer der schönsten Wanderwege rund um Paguera, abseits vom GR-221 Wanderweg.
Ein Gedanke zu „Wanderung zum Torre de Cap Andritxol – Wie ich bei 41 Grad den Aufstieg wagte“